3 Durchführung

3.1 Strukturanalyse

Die Werkzeuge der System-FMEA lassen sich nicht 1:1 auf das Bogenschießen im LARP übertragen. Daher ist es notwendig, ein anderes System als ein herzustellendes "Produkt" zu definieren. Erstes Ziel der Strukturanalyse ist es daher, alle am Bogenschießen beteiligten Systemelemente zu identifizieren. Das folgende Diagramm soll das Ergebnis veranschaulichen:

Systemelemente

Die 10 am Prozess beteiligten Elemente sind im Einzelnen:

Schütze

Ob ein Pfeil trifft oder nicht, hängt in erster Linie vom Können des Schützen ab. Sein Training und seine Erfahrung entscheiden über einen erfolgreichen Treffer. Um ein feindliches Ziel auszuschalten, bedient er sich "Pfeil & Bogen", jedoch besteht sein Werkzeug aus weiteren Unterelementen, die im Weiteren aufgeschlüsselt sind.

Bogen - Wurfarme

Der Bogen an sich dient als kurzfristiger Energiespeicher. Einflussfaktoren auf den Schuss sind Material, Bauweise, Form, Zugstärke und Wirkungsgrad.

Bogen - Sehne

Die Sehne kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Auch die Befestigung der Sehne kann eine Rolle spielen. Sie dient als Schnittstelle zum Pfeil, indem der Nock in die Sehne eingehängt wird.

Pfeil - Schaft

Hier sind Material, Gewicht und Dicke ausschlaggebend.

Pfeil - Durchstoßschutz

Genau genommen handelt es sich hierbei um ein integrales Bauteil, das zwei Funktionen erfüllt, oder seltener um zwei separate Bauteile. Der Durchstoßschutz erfüllt einerseits die Aufgabe, den Pfeilschaft am Durchstechen des Polstermaterials zu hindern. Andererseits dient er als Druckverteiler, der gleichzeitig den Druck, den der Schaft aufgrund seiner Massenträgheit ausübt, möglichst gleichmäßig und großflächig auf den Polsterschaumstoff verteilt.

Pfeil - Polsterung

Üblicherweise wird zur Polsterung des Pfeilkopfes "Waffenbau-Schaumstoff" (Handelsnamen Evazote/Plastazote) in unterschiedlichen Dichten verwendet. Ziel ist es, kinetische Energie durch Kompression des Schaumstoffs in Umformungsarbeit umzuwandeln.

Pfeil - Fletching

Fletchings sind drei Finnen (bei Pfeilen) oder zwei Finnen (bei Armbrustbolzen) aus Vogelfedern oder Kunststoff, die die Flugbahn des Pfeil stabilisieren. Hierdurch erreicht der Pfeil eine höhere Reichweite.

Pfeil - Nocke

Sie dient als Führung, damit die Sehne ihre Kraft über die gesamte Beschleunigungsstrecke auf den Pfeil übertragen kann und nicht abrutscht. Überlicherweise besteht eine Nocke aus einem simplen Schlitz im Holzschaft des Pfeils oder - in einer moderneren Variante - aus einem aufgesetzten Plastikteil.

Umwelt

Die Umwelt spielt eine große Rolle beim Schussvorgang. Unter diesem Überbegriff sind alle äußeren Einflussfaktoren wie zum Beispiel Wind, Wetter (Sonne, Regen, Schnee), Temperatur, Sichtverhältnisse (Dunkelheit, Blendung), Mitspieler (Schlachtengetümmel), Hindernisse in der Schussbahn (Deckung, Bäume), uvm. zusammengefasst. Ein Teil der genannten Einflussfaktoren (z.B. Wind, Temperatur) entzieht sich der Kontrolle des Schützen.

Ziel

Hierbei handelt es sich im LARP in der Regel um kein unbewegtes Ziel wie eine Schießscheibe, sondern um einen Menschen. Damit kann dieser selbst Einfluss auf den Schussvorgang nehmen, zum Beispiel indem er seine Position, Orientierung oder Körperhaltung verändert. Nicht immer ist das getroffene Ziel auch das anvisierte. Dieser Umstand muss in der Risikoanalyse berücksichtigt werden, insb. bei Unfällen. Weiterhin muss die Beschaffenheit des Ziels berücksichtigt werden, denn möglicherweise trägt der Beschossene eine Rüstung oder einen Helm.

Die Elemente können also im folgenden Systemdiagramm übersichtlich dargestellt werden:

System

Nachdem alle Systemelemente identifiziert wurden, muss die Prozess-FMEA durchgeführt werden. Wiederum sind die Methoden der klassischen System-FMEA nicht 1:1 auf den zu untersuchenden Vorgang anwendbar, da es sich um keinen Herstellungs- oder Dienstleistungsprozess handelt. Dennoch kann auch das Bogenschießen als ein Prozess verstanden werden. Die einzelnen Schritte werden wiefolgt definiert:

Prozess

Wie man sofort erkennt, hat der Schütze nur bis zu einem bestimmten Punkt, dem Abschuss, Kontrolle über den Pfeil. Das bedeutet, dass der Schütze bereits vorher alle Maßnahmen zum zielgerichteten Treffen getroffen haben muss. Einige Einflussfaktoren, zum Beispiel Wind, unterliegen jedoch kurzzeitigen Schwankungen (Böen), die die Flugbahn nach Abschuss beeinflussen. Eine Kompensation von stetigem Seitenwind ist also möglich, bei Windböen ist jedoch nicht mit einem Treffer zu rechnen.

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Dipl.-Ing. Jörg Bolle und Sandra S., Mai 2006