Der folgende Text ist eine Interpretation der statistischen Auswertung und der daraus resultierenden Graphen. Diese Interpretation gibt nur die Anschauung des Autors wieder und stellt somit nicht die absolute Wahrheit [TM] dar. Möglicherweise gibt es andere Erklärungen für die Kurvenverläufe.
Wenn man sich den Graphen anschaut, sieht man einen Knick nach unten in 2004, verursacht durch die Neuprogrammierung des Larpkalenders. Wodurch der Knick in 2008 verursacht wurde, ist unbekannt. Insgesamt sieht man seit 2009 eine konstant und recht stark abnehmende Kurve. Die Frage ist, ob weniger Cons veranstaltet werden (was dem diffusen Bauchgefühl vieler Larper entspricht) oder ob einfach nur weniger Cons in den Larpkalender eingetragen wurden. Als der Larpkalender erschaffen wurde, war er das einzige Angebot seiner Art und eine Art "Zentralorgan" der deutschen Larpszene. Mittlerweile gibt es aber viele andere Webseiten, die in Konkurrenz zum Larpkalender stehen, zum Beispiel http://conorganizer.ivannar.net/, http://www.larp4.eu/, aber auch http://larper.ning.com und nicht zuletzt Facebook.
Es gibt auch sehr viele Orgas, die einen festen Spielerstamm aufweisen (z.B. Star Wars, Western, 1880) und ihre Teilnehmer direkt auf den Cons für kommende Veranstaltungen rekrutieren. Insbesondere Sparten- und Einladungs-Cons sind nicht im Larpkalender enthalten (man denke da z.B. nur an Steampunk, das erst kürzlich als neues Genre im Auswahlfeld hinzugekommen ist).
Aufgrund mangelnder Datenbasis lässt sich nicht sagen, ob es absolut gesehen weniger Cons gab oder einfach nur weniger Cons in den Kalender eingetragen wurden. Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem, denn der Rückgang ist schon stark ausgeprägt (-25% gegenüber dem Höchststand von 2009).
Schaut man sich die einzelnen Bundesländer an, ist der Rückgang in NRW und in Bayern ganz besonders stark. Zwar finden in NRW als "LARP-Hochburg" immernoch die meisten Cons statt, aber gegenüber 2010 fanden in 2013 scheinbar nur etwas mehr als die Hälfte (!) an Cons statt. Eine Abwanderung in andere Bundesländer ist nicht zu verzeichnen, weil dann dort die Con-Anzahl entsprechend ansteigen müsste - das tut sie aber nicht. Einzig im Saarland lässt sich der Anstieg mit der Eröffnung des Utopion-Geländes im Jahr 2008 erklären. Also was ist passiert?
Hier einige Theorien, was passiert sein könnte:
Wir wissen nicht, ob und wenn ja, welche der oben genannten Thesen zutrifft. Datenmaterial zur Beantwortung der Frage ist nicht vorhanden. Aber es bleibt ein gefühlter Rückgang an Cons.
Der Anteil an Fantasy-Cons an der Gesamtanzahl ist mit ca. 81 +/- 5% sehr stabil. Interessanter ist die Verteilung der Non-Fantasy-Genres. Hier hat Horror/Mystery in Form von Zombie-Cons seit 2008 einen deutlichen Anstieg erlebt, der bis heute anhält. Shadowrun wird dagegen scheinbar kaum noch gespielt oder zumindest nicht im Larpkalender publik gemacht. Auch Vampire hatte 2011 noch 25 Einträge und 2013 nur noch einen einzigen. Wo sind die ganzen Vampire hin? Auch Krimi hatte seinen Höhepunkt mit 15 Cons in 2008 und in 2013 nur noch einen einzigen Eintrag. Also entweder ist man nicht mehr auf den Larpkalender angewiesen und publiziert seine Termine woanders oder es gibt einfach kaum noch Cons.
Erstaunlicherweise hat die Anzahl der Cons in Jugendherbergen seit 2002 von 71 auf 30 Cons deutlich abgenommen. Woran liegt das? Sinkendes Preis-/Leistungs-Verhältnis? Auf der anderen Seite muss man sehen, dass dafür die Anzahl der Burg/Schloss-Cons von 9 (2002) auf 35 (2013) deutlich zugenommen hat. Das könnte man so interpretieren, dass die Larper mehr Wert auf mittelalterliches Ambiente legen und lieber in einer Burg/Schloss als einer "modernen" Jugendherberge spielen (wobei es ja bekanntlich auch einige Jugendherbergen in Burgen gibt, z.B. Burg Bilstein oder Burg Stahleck).
Die Anzahl an Veranstaltungen ohne Unterbringung ist deutlich gestiegen. Das könnte darauf zurück zu führen sein, dass es deutlich mehr Tageslarpis (z.B. Tavernen) als früher gibt. Um dies zu bestätigen oder widerlegen müsste die Dauer der Veranstaltungen in die Betrachtung mit einbezogen werden. Dies ist aber aufgrund des Aufwands für die manuelle Auswertung des Larpkalenders leider nicht möglich.
Auch die Anzahl der Veranstaltungen in Häusern ist gestiegen, während die Zahl der Zelt-Cons abgenommen hat. Will die Mehrzahl der Larper inzwischen lieber ein Dach über dem Kopf und ein Bett? Oder nimmt das Preis-/Leistungs-Verhältnis von Zelt-Cons ab?
Kurz gesagt: "DKWDDK rules". Mit dem stetigen Aufstieg von DKWDDK seit 2004 begann der Abstieg von DragonSys als führendem Regelwerk in Deutschland. Waren es in 2005 noch dreimal so viele DragonSys-Cons wie DKWDDK, war der Break-Even-Point in 2009 erreicht und in 2013 finden mittlerweile mehr als doppelt so viele DKWDDK-Cons als DragonSys-Cons statt. Unter "DragonSys" wurden hierbei sämtliche Ausgaben (Classic, 2nd Edition, 3rd Edition und "Das Neue Zeitalter") zusammengefasst.
Kritiker sagen, dass auf vielen Cons zwar oft "DKWDDK" draufsteht, aber garnicht DKWDDK drin ist. Das mag sein, aber übersteigt den Rahmen dieser Auswertung. Fest steht jedenfalls, dass sich dieses Spielprinzip wachsender Beliebtheit erfreut und anderen (punktebasierten) Regelwerken den Rang abgelaufen hat.
Andere Regelwerke wie That's live und Silbermond waren früher im Mittelfeld zu finden, spielen aber in 2013 so gut wie garkeine Rolle mehr. Als "Newcomer" hat sich dagegen das Conquest-Regelwerk etabliert, das sich seit 2005 (1 Con) wachsender Beliebtheit erfreut (2013: 19 Cons).
Alle anderen Regelwerke haben (zusammen genommen) seit 2009 stark abgebaut. Dies kommt daher, dass gewisse "Haus-Regelwerke" diverser Orgas einfach nicht mehr bespielt werden, weil es die Orgas nicht mehr gibt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Konsolidierung bei den Regelwerken stattgefunden hat und der Trend eindeutig zum DKWDDK-Prinzip geht.
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Geschrieben von Jörg Bolle, 2013