Hierzu schauen wir uns erst mal die verschiedenen Anwendungsfälle eines Schwertes an:
Die Mauer steht hier symbolisch für ein beliebiges Hindernis. ;-)
Betrachten wir einen geraden Stich mit einer Polsterwaffe üblicher Bauweise (Sandwich). Die Schnittdarstellung durch die Waffe erfolgt längs der Klinge, senkrecht zur Parierstange.
Abbildung 2, Fall 5A (links) zeigt die Waffe kurz vor dem Auftreffen.
Ist die Spitze nicht mit Leder, Kevlarband o.ä. gesichert (Fall 5B, Mitte), wird sich beim Auftreffen zuerst der Schaumstoff zur Seite biegen (Eulerscher Knickstab; die Kraft F ist um ein Vielfaches größer als die Knickkraft). Anschließend wird sich der Kernstab auf GFK mit seinen scharfen Kanten durch den Schaumstoff bohren und ihn durchstoßen. Der Kernstab wird dann mit der vollen Kraft F auf das Hindernis treffen.
Abbildung 2, Fall 5C zeigt eine Waffe mit Spitzensicherung. Auch hier wird sich der Schaumstoff zuerst zur Seite biegen. Aufgrund der (hoffentlich intakten Verklebung) biegt sich das Leder ebenfalls und legt sich auf diese Weise vor den Kernstab. So ist es ihm nicht möglich, den Schaumstoff zu durchstoßen. Man beachte, dass die Kraft F, genau wie im Fall B, weiterhin voll wirkt. Die Verformungsarbeit durch das Verbiegen des Schaumstoffs kann hierbei wohl vernachlässigt werden.
Der Unterschied zwischen Fall 5B und 5C besteht darin, dass
kein scharfkantiges Objekt mit kleiner Querschnittsfläche
(blanker Kernstab) sondern ein stumpfes Objekt mit relativ
großer Querschnittsfläche (das Leder verteilt die Kraft auf
eine etwas größere Fläche) auf das Hindernis prallt. Hierdurch
wird
Im Anwendungsfall 3 (s. Abb. 1, schräger Stich) erleichtert das Leder das Abgleiten der Spitze. Dies ist auch in Abbildung 3 zu erkennen:
Dies kann helfen, (schlimmere) Verletzungen zu vermeiden
In Anwendungsfall 1 (s. Abb. 1) trifft die Klinge ein Hindernis normalerweise im Bereich des Kernstabs (wie dargestellt). Nun denke man sich das Hindernis näher zu Spitze (ähnlich Anwendungsfall 4), so dass der Kontaktpunkt oberhalb des Kernstabs liegt. Nun gelangt man zu Anwendungsfall 7 (Abb. 4):
Ohne Spitzensicherung kann es leicht passieren, dass die gesamte Schaumstoffspitze oberhalb des Kernstabs abschert. Daher ist eine Spitzensicherung auch sinnvoll, um eine irreparable Beschädigung der Waffe zu vermeiden.
Geschrieben von Jörg Bolle, 2005